Katzenschutzbund Rostock e.V. | FORL – Die häufigste Zahnerkrankung der Katze
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FORL – Die häufigste Zahnerkrankung der Katze

FORL – Die häufigste Zahnerkrankung der Katze

Heute möchten wir Euch einen kleinen Ratgeber zum Thema FORL an die Hand geben.

Bei Fragen könnt ihr Euch gern bei uns melden!

Was ist FORL?

FORL (Feline Odontoklastische Resorptive Läsion) ist eine der schwersten Zahnerkrankungen bei Katzen. Studien zeigen, dass Tiere ab dem 5. Lebensjahr besonders oft von dieser extrem schmerzhaften Erkrankung betroffen sind – jede zweite Fellnase leidet unter den krankhaften Veränderungen der Zähne und Zahnhälse, bei der Entzündungsprozesse und eine Störung des Calcium-Haushaltes im Körper letztendlich die Zahnwurzeln und die Zähne selbst zersetzen.

Früher wurde diese Krankheit, bei der die körpereigenen Zellen, die sogenannten Odontoklasten, angegriffen werden, oft fälschlicherweise als Katzenkaries bezeichnet. Bei FORL handelt es sich jedoch nicht um eine Erkrankung in Folge schlechter Zahnhygiene, sondern um eine Autoimmunerkrankung, von der schätzungsweise 20-25% aller Katzen betroffen sind. Nicht nur unsere Hauskatzen, sondern auch Wild- und Raubkatzen leider immer öfter unter dieser tückischen Erkrankung.

FORL ist für Katzen leider eine sehr häufige und schmerzhafte Erkrankung

Doch woran erkenne ich, ob mein Tier betroffen ist?

Symptome von FORL, Diagnose und Therapien:

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Katzen lassen sich lange nicht anmerken, dass sie Schmerzen haben oder ihnen im wahrsten Sinne des Wortes der Zahn drückt. Meine Kasimira, eine aufgeweckte, aber leider durch ihr früheres Leben als Straßenkatze gesundheitlich sowieso schon sehr gezeichnete Katze, erhielt die Diagnose FORL im Sommer 2017 (damals war sie 7 Jahre alt). In der Regel werden bei einer allgemeinen Gesundheitsuntersuchung, die auch ohne Auffälligkeiten mindestens einmal im Jahr durchgeführt werden sollte, die Zähne und das Mäulchen gecheckt. Wichtig dabei ist, dass das Zahnfleisch keine abnormalen Veränderungen aufweist, keine Zähne locker sind bzw. bereits brüchig oder porös erscheinen. Doch unabhängig von dem Zustand des Zahnfleisches und der Zähne, gibt es bereits Anzeichen für eine FORL-Erkrankung, die weitaus früher festzustellen sind.

Dazu einige der wichtigsten Hinweise:

  1. Achtet auf das Futter- und das Fressverhalten Eurer Fellnasen. Wenn das Futter, welches vorher immer in minutenschnelle verputzt wurde, auf einmal liegen gelassen wird oder nur widerwillig gefressen wird, stimmt vielleicht etwas nicht. Möglicherweise hat das Tier Schmerzen im Maulraum oder beim Kauen.
  2. Beobachtet die Körperhaltung Eurer Fellnasen. Das Schiefhalten des Kopfes oder hastiges Schlingen bzw. das Herausfallen des Futters aus dem Maul können ebenfalls Anzeichen für Zahnschmerzen sein.
  3. Achtet auf den Geruch Eurer Tiere! Starker, sogar leicht fauliger Mundgeruch bei Katzen kommt nicht vom Futter, auch nicht von dem industriell hergestellten Dosenfutter. Schlechter Atem spricht häufig für Entzündungen oder krankhafte Veränderungen des Zahnfleisches oder der Zähne.
  4. Checkt den Maulraum Eurer Vierbeiner regelmäßig selbst. Entzündetes oder gerötetes Zahnfleisch sind Anzeichen von Parodontose. Solche Auffälligkeiten sollten unbedingt von einem Tierarzt überprüft werden.

Solltet Ihr eine oder mehrere solcher Symptome bei Eurer Katze feststellen, dann geht schnellstmöglich zum Tierarzt! Lieber einmal mehr, als zu spät. Meine Kasimira hatte eine entzündete Stelle des Zahnfleisches und fraß immer schlechter. Bei der Untersuchung wurde schließlich festgestellt, dass bereits die Kronen von zwei Zähnen infolge der Erkrankung weggebrochen waren. Die Symptome von FORL verschlechtern sich in der Regel relativ schnell, weswegen Ihr auf die kleinsten Verhaltungsauffälligkeiten Eurer Fellnasen achten solltet.

FORL hat viele Symptone, die auf den ersten Blick nicht leicht zu erkennen sind

Obwohl die Krankheit FORL schon viele Jahre wissenschaftlich untersucht wird und sie absolut keine Seltenheit mehr ist, erkennen viele Haustierärzte, die nicht auf Zahnerkrankungen spezialisiert sind, die Anzeichen leider oft zu spät. In der Regel fehlt in den kleineren Praxen das notwendige technische Equipment zur genauen Diagnostik. Viele Tierarztpraxen bieten zwar Zahnreinigungen oder Ähnliches an, aber die Diagnose FORL kann nur durch eine genaue Röntgenuntersuchung gestellt werden. Dazu wird ein Dentalröntgengerät angewendet, welches wir aus der humanen Zahnmedizin kennen. Jeder Zahn und jede Zahnwurzel der Katze muss einzeln geröntgt werden. Der Kiefer muss ebenfalls untersucht werden, da die Krankheit auf das gesamte Knochengewebe im Maulraum der Katze übergreifen kann. Erst durch die Röntgenuntersuchung werden schließlich die entzündlichen Prozesse sichtbar, sofern sich die Symptome erhärten lassen. Der Tierarzt unterteilt die Krankheit FORL bei der Diagnose in drei Typen, die aber letztendlich zum gleichen Ergebnis führen: die Katze leidet unglaublich große Schmerzen. Leider helfen hier Schmerzmittel, Antibiotika oder Zahnreinigungen nur temporär. Die Ursachen können damit jedoch nicht dauerhaft bekämpft werden.

Die einzige sinnvolle und konsequente Therapie bei FORL bleibt die Extraktion aller betroffener Zähne, Zahnkronen und Zahnhälse. Das heißt, es müssen alle von der Erkrankung betroffenen Zähne, Gewebs- und Knochenzellen operativ entfernt werden, da die Krankheit sich sonst immer weiter ausbreitet und letztendlich den gesamten Kiefer der Katze zersetzt. Bei dem FORL Typ 2 ist das aufgrund von Verwachsungen oft nicht vollständig möglich; hier werden meistens nur die oberen Zahnkronen entfernt. Die im Kiefer verbliebene Zahnwurzel löst sich in der Folgezeit von allein auf und wird vom Körper abgebaut. Sollte die Diagnose eine Erkrankung im Typus 1 ergeben, sollten jedoch unbedingt alle zum Zahngewebe dazugehörigen Strukturen entfernt werden, um den Entzündungs- und Zersetzungsprozess zu stoppen.

FORL ist eine nicht ansteckende Autoimmunerkrankung

Ist FORL für anderen Katzen oder Tiere im Haushalt ansteckend?

Nein, FORL ist nicht ansteckend. Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung, die nicht auf das Immunsystem anderer menschlicher oder tierischer Bewohner des Haushaltes übergreift. Jedoch kann sich die Krankheit im Kiefer des betroffenen Tieres unaufhaltsam weiterentwickeln, sollte keine Behandlung durchgeführt werden.

Wo kann ich meine Fellnase behandeln lassen?  

Solche Operationen sollte man am besten in einer Spezialtierarztpraxis durchführen lassen, die Erfahrung mit Zahnextraktionen hat. Alternativ lohnt sich die Behandlung in einer Tierklinik, da diese vor allem das notwendige technische und diagnostische Equipment besitzen. Im Zusammenspiel mit Antibiotika und Schmerzmitteln verheilen die Operationswunden relativ schnell. Die Fäden werden nach zwei bis drei Wochen gezogen, die Wundheilung bei einer nochmaligen Nachkontrolle überprüft.

Kann eine Katze ohne Zähne gut leben? Und gibt es Einschränkungen oder Folgeerkrankungen?

Auch wenn die Diagnose einen zunächst sehr schockiert und man sich nicht vorstellen kann, dass die Entfernung aller erkrankten Zähne die einzige Behandlungsmöglichkeit darstellt – Eure Katze wird es euch danken! Nur so werden der Entzündungsherd und die schmerzhafte Ursache vollständig entfernt. Und glaubt mir: Katzen können auch ohne oder mit wenigen Zähnen ein wunderbares und uneingeschränktes Leben führen! Die Zähne, insbesondere die vier langen Fangzähne, benötigen Katzen eigentlich nur zum Töten von Beutetieren, aber unsere Fellnasen müssen sich dahingehend ja selten selbst um ihr Fressen kümmern. Einen wichtigen Tipp gab mir die Tierärztin dennoch: bei Katern hat die Entfernung der Fangzähne gewisse Auswirkungen auf das Rangverhalten, da sie auch zur Kommunikation untereinander benutzt werden. Hier solltet Ihr Euch im Ernstfall ausführlich von Eurem Tierarzt beraten lassen.

Für ein glückliches und vor allem schmerzfreies Katzenleben fehlt es ihnen dennoch an nichts, was mir meine Kasimira jeden Tag aufs Neue beweist. Ihr wurden in zwei Operationen (im Normalfall reicht eine Operation aus) insgesamt 22 Zähne und die kompletten Zahnwurzeln entfernt. Heute frisst sie immer noch dasselbe Futter wie vor der Erkrankung, sie kann ihre Leckerlis kauen und wenn sie wollen würde, auch Trockenfutter. Ihr Maulraum ist vollständig ausgeheilt und sie hat seit der Extraktion nie wieder muffigen Mundgeruch gehabt. Das zeigt, dass sie auch mit ihren sechs verbliebenen Zähnen (die kleinsten im Kiefer einer Katze, nämlich die oberen sechs Schneidezähnchen) ein glückliches Leben führen kann. Lediglich ihre Zunge hängt häufig aus dem Mäulchen heraus, da ihr die vier langen Fangzähne fehlen, die diese zurückhalten würden. Und leider ist sie nicht davor geschont, das auch die sechs verbliebenen Zähne irgendwann die Symptome von FORL aufweisen. Dann müssten auch diese entfernt werden. Ein vernünftiger Tierarzt extrahiert jedoch immer nur die erkrankten Zähne und Zahnwurzeln, nie die gesunden. Darauf solltet Ihr stets achten, wenn Ihr eine solche Behandlung bei Eurer Katze vornehmen lassen müsst.

Zu guter Letzt kann ich Euch nur empfehlen: geht regelmäßig zum Tierarzt und untersucht den Maulraum Eurer Katzen selbst, achtet auf ungewöhnliches Verhalten Eurer Fellnasen und seid nicht abgeschreckt von einer Diagnose FORL! Die Behandlungen sind in der Regel etwas kostenintensiver, ihr müsst euch intensiv um Euren erkrankten Liebling kümmern, da er die erste Zeit nach der Zahn-OP sehr viel Aufmerksamkeit, Liebe und (medikamentöse) Unterstützung braucht.

Ich kann Euch aber versichern – Eure Katze wird es euch ein Leben lang danken!!

Auch ohne Zähne führen Katzen bei sorgsamer Haltung ein glückliches Leben